Montag, Oktober 31, 2005

News: Soulfly kommen auf Tour

Soulfly werden am 14.3. im Fri-Son und am 15.3. im Rohstofflager auftreten und dabei ihr neues Album Dark Ages vorstellen.

Donnerstag, Oktober 27, 2005

REVIEW: Ohrbooten - Spieltrieb

OHRBOOTEN - Spieltrieb
2005 JKP/Warner

Strassenmusiker geniessen hierzulande keinen besonders guten Ruf. Viel zu oft handelt es sich dabei um panflötenspielende Südamerikaner oder ältere schmuddelige Männer aus Osteuropa, die hastig vorbeieilende Passanten mit einer billigen Elektroorgel quälen. Nicht so die Ohrbooten aus Berlin. Als Strassenmusikanten spielten sie an jeder Ecke in der deutschen Hauptstadt, bevor sie ihr Debütalbum rausbrachten. „Spieltrieb“ ist ein äusserst tanzbarer Mix aus Reggae, Dancehall, einer Prise Ska sowie Hiphop mit Berliner Schnauze und witzigen Texten, dem man sich nur schwer entziehen kann. Das hat auch Jochens Kleine Plattenfirma, das Label der Toten Hosen, gemerkt und die Jungs unter Vertrag genommen. Bleibt zu hoffen, dass „Spieltrieb“ auch noch den offiziellen Weg in die Schweizer Plattenläden findet. Fazit: Schon jetzt ein Geheimtipp (noch!) für den nächsten Festivalsommer.

Konzerte: Hier spielt die Musik!

Sie sind jung, heiss, machen sexy Gitarrenpop zum Tanzen und kommen aus Schweden: Nein, gemeint sind nicht Mando Diao, sondern die Jungs von Local Boys, die heute im ISC in Bern und am Samstag 29.10. im Salzhaus in Winterthur auftreten. Ebenfalls sehenswert sind die Auftritte von Scumbucket, dem Sideproject des Blackmail-Gitarristen Kurt Ebelhäuser. Zu sehen am 28. Im Bad Bonn, am 29. In der Biomill Laufen und am 30. Im Mascotte in Zürich. In Zürich, genauer in der Dachkantine auf dem Toni-Areal spielen morgen Freitag auch die Ohrbooten aus Berlin. Wer auf HipHop und Reggae steht und sich für Seeed oder Fettes Brot begeistern kann, wird sie lieben!
Auch wenn sie es auf ihrem letzte Album „Howl“ etwas gemächlicher angehen, haben die Jungs von Black Rebel Motorcycle Club live ordentlich was zu bieten. Überzeugen kann man sich davon am Dienstag 1.11. im Rohstofflager.

Montag, Oktober 24, 2005

News: Nightwish-Sängerin gefeuert

Nightwish-Sängerin Tarja Turunen wurde nach der Show am letzten Freitag in Helsinki gefeuert. Frontmann und Nightwish-Gründer Tuomas Holopainen wirft ihr in einem veröffentlichten Statement unter anderem divenmässiges Verhalten und Illoyalität gegenüber der Band vor. Tarja selbst zeigt sich in einer ersten Reaktion tief enttäuscht über den Rausschmiss. Derweilen ist Ansturm der Fans auf die offizielle Website von Nightwish dermassen angewachsen, dass die Server zeitweise nicht mehr erreichbar sind.

Donnerstag, Oktober 20, 2005

News: Panteon Rococo angegriffen

Mitglieder der mexikanischen Skapunkgruppe Panteon Rococo wurden anfangs Woche bei einem Zwischenstopp auf einer Autobahn-Raststätte nahe Neurupin (D) von einem halben Dutzend junger Männer rassistisch beschimpft und mit Flaschen angegriffen. Beim anschliessenden Handgemenge wurden drei der Angreifer sowie ein Bandmitglied verletzt und mussten ambulant behandelt werden. Details kann man hier nachlesen.

Mittwoch, Oktober 19, 2005

Konzerte: Vorschau fürs Wochenende

Das Wochenende steht vor der Tür und du weißt nicht wohin? Hier sind die wichtigsten Konzerte für die kommenden Tage:
Den Auftakt machen The Dandy Warhols, die heute im X-tra spielen. Seit ihrem Mega-Hit „Bohemian Like You“ muss man über die wohl britischste Band der USA nicht mehr viel sagen. Kann man sich ruhig mal anschauen.
Die absolut durchgeknallten Ghinzu aus Belgien sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Jungs in billigen „Pulp Fiction“-Anzügen und Afro-Perücken entziehen sich jeder musikalischen Kategorisierung und bewegen sich mit Vorliebe in Gefilden zwischen Pop und Noise. Zu sehen am 20.10. im ISC Bern und am 22. nochmals in der Roten Fabrik.
Panteon Rococo dürfte dem einen oder andern noch vom Gurtenfestival oder dem St. Gallen Openair her in bester Erinnerung sein. Die Skapunktruppe, die in ihrer Heimat Mexiko längst Kultstatus besitzt, schaut auf ihrer Europatour auch hier in der Schweiz vorbei. Wer die Ska-Punk-Fiesta bislang verpasst hat, erhält nun nochmals die Gelegenheit, dies nachzuholen: Am 20.10. im Bierhübeli Bern, am 21.10. in der Kaserne Basel und am 22.10. in der Boa Luzern.
Am 24.10. machen Soulwax mit ihrer „Nite Versions“-Show im Mascotte in Zürich Halt. Die Belgier haben ihr vielfach gepriesenes Album ‘Any Minute Now’ clubtauglich auf 12 Inches aufgepimpt und erobern damit jetzt die Dancefloors rund um die Welt. Als Zückerchen werden die Dewaele-Brüder nach dem Konzert gleich noch eines ihrer legendären „2 Many DJs“-Sets hinterherschieben. You better put your dance shoes on!

Dienstag, Oktober 18, 2005

REVIEW: Carnation - Waxy's Little Sister

CARNATION - Waxy's Little Sister
2005 Aurora Music/ZYX

Zwei Jahre nach ihrem überraschenden Debüt „Good Morning Evening“ melden sich Carnation zurück. Bei den Seeländern hat sich eines getan in der Zwischenzeit. Sänger Gallag... äh Gemmerli hat die Band verlassen und mit ihm scheint auch der letzte Funken Britpop verflogen zu sein. Stattdessen liess sich das Quartett diesmal verstärkt von der britischen Rockmusik der 60er und 70er Jahren inspirieren. Trotz deutlicher Anleihen bei Bands wie The Who oder den Small Faces klingt „Waxy’s Little Sister“ durchaus eigenständig und keineswegs angestaubt. Das liegt zum einen sicher an der überaus gelungenen Produktion, andererseits jedoch auch am ausgefeilten Songwriting des Duos Brina/Schmid, das geschickt schnörkellosen Rock’n‘Roll mit eingängigen Melodien zu vereinen weiss. Entstanden sind dabei knackige Rocksongs wie „Gas In The Can“ oder der Ohrwurm „Good At It“, aber auch ruhigere Nummern wie das stimmungsvolle „Ocean Of Sound“. „Waxy’s Little Sister“ vereint die wichtigsten Tugenden einer guten Rock’n’Roll-Platte: Satte Riffs und griffige Melodien. Macht richtig Spass, das Teil!

REVIEW: Triggerfinger - Triggerfinger

TRIGGERFINGER -Triggerfinger
2005 Subcity Rec/Irascible

Belgien hat in der Vergangenheit schon eine ganz Reihe feiner Bands hervorgebracht. Triggerfinger zählen wir ab sofort auch dazu. Auf ihrem Debütalbum vermengt das Trio raffiniert Desertrock mit Gitarrenpop. Der Auftakt beginnt mit einem Paukenschlag: „Inner Peace“ ist ein absoluter Knallersong mit der überwältigenden Schönheit eines Sonnenuntergangs in der mexikanischen Sonora-Wüste. Trotz genretypischen Stoner-Rock-Riffs und des mit Halleffekten versehenen Gesangs behält der Song eine gewisse Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Triggerfinger verstehen es, in den richtigen Momenten den Fuss vom Gaspedal zu nehmen, ohne dass der Druck nachlässt. Auch die erste Single „Camaro“ lebt von der relaxten Stimmung, die urplötzlich von schweren Riffs durchbrochen wird. Dass Ruben Block, Mario Goossens und der mysteriöse Monsieur Paul aber auch richtig abdrücken können, beweisen Songs wie „Lil‘ Teaser“ oder die gelungene Coverversion des Creedence Clearwater Revival-Klassikers „Commotion“. Auch wenn stellenweise Queens Of The Stone Age durchklingen („Hunt You Down“), zeigen sich Triggerfinger auf ihrem Debütalbum eigenständig und mit einem überzeugenden Songwriting. Die glasklare Produktion mag vielleicht Stoner-Puristen abschrecken, allen andern sei dieses Album wärmstens empfohlen.

REVIEW: Horrorpops - Bring It On!

HORRORPOPS - Bring It On!
2005 Hellcat Records

Dämlicher Bandname, blutige Schriftzüge, Totenköpfe und B-Movie-Styling: Eigentlich sind wir ja zu alt für den ganzen Kram, aber genau dann holen die Horrorpops die grosse Psychobilly-Keule raus und hauen sie uns um die Ohren. Wirklich neu ist die Mischung aus Ska, Punk, Pop und Psychobilly ja nicht, die uns das dänischamerikanische Quartett hier präsentiert, aber sie tritt umso kräftiger in den Arsch. Ein grosse Mitschuld daran trägt Frontfrau Patricia Day, die an ihrem Stehbass zwischendurch wie eine durchgeknallte Gwen Stefani auf Drogen wirkt. Puristischen Psychobilly-Fans, die bei Horrorpops laut „Ausverkauf!“ schreien, rät sie schon mal, sich selbst zu ihr-wisst-schon-was („Freaks In Uniforms“). Aufgeschlossene Rock’n’Roller dürfen aber auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Live gibt es die Horrorpops inkl. Go-Go-Girls am 1.12. im Abart in Zürich sowie am 4.12. Im Bikini Test in La Chaux-de-Fonds.

REVIEW: Nada Surf - The Weight Is A Gift

NADA SURF - The Weight Is A Gift
2005 City Slang

Das neue Album des New Yorker Trios ist einmal mehr ein typischer Spätzünder. Erst ab dem vierten Durchhören entfalten die 11 Songs von „The Weight Is A Gift“ ihre volle Schönheit. Nada Surf geben sich dabei gradlinig, angepasst und trotzdem eigenwillig und sind so der beste Beweis dafür, dass intelligenter Gitarrenpop nicht totzukriegen ist. Die Instrumentierung erweist sich wie schon beim Vorgänger „Let Go“ als durchdacht und aufs Notwendigste reduziert und lässt so Sänger Matthew Caws genug Raum, um die meist leicht melancholisch angehauchten Songs zu präsentieren. Trotz aller Melancholie schwingt bei Nada Surf aber immer eine gehörige Portion Zuversicht mit und verleiht so Songs wie „Always Love“ eine heitere Unbeschwertheit, der man sich nur unschwer entziehen kann. „The Weight Is A Gift“ ist ein unaufgeregtes, jedoch nicht minder spannenden Herbstalbum, bei dem sich mehrmaliges Reinhören ausbezahlt.

Montag, Oktober 17, 2005

REVIEW: Depeche Mode - Playing The Angel

DEPECHE MODE - Playing The Angel
2005 Mute/EMI

Vergessen sind die uninspirierten Klangexperimente des Björk-Produzenten Mark Bell auf dem Vorgänger. Düsterer und konzentrierter noch als bei „Exciter“ präsentieren sich Depeche Mode auf ihrem neuen Album, gleichzeitig aber auch klingt „Playing The Angel“ wärmer und organischer. Depeche Mode sind damit grandios zu ihren Wurzeln zwischen Synthie-Pop, Wave und Industrial zurückgekehrt. Und genau das ist das Problem.
Obwohl „Playing The Angel“ zweifellos ein sehr gutes, stellenweise sogar sensationelles Album geworden ist, fehlen die neuen Ideen. Man wird das dumpfe Gefühl nicht los, dass Depeche Mode nach zig Jahren Weltschmerz und Tristesse ihren Zenit erreicht haben und auf hohem Niveau stagnieren. Darüber kann auch der Umstand nicht hinwegtrösten, dass Martin Gore mit „Precious“ eine tolle, traurige Pop-Single geschrieben hat.

REVIEW: Soulfly - Dark Ages

SOULFLY - Dark Ages
2005 Roadrunner/Universal

Nach dem gleichnamigen, unheilschwangeren Intro bricht auf „Dark Ages“ ein entfesseltes Metal-Unwetter aus. Diesmal machen Soulfly alles richtig und liefern zweifelsohne ihr bis anhin bestes Album ab. Ab sofort gibt es keinen Grund mehr, sich eine Sepultura-Reunion zu wünschen, denn „Dark Ages“ kann definitiv mit Klasiker wie „Chaos AD“ oder „Arise“ mithalten. Brachiale Gitarrenwände treffen ungebremst auf gnadenlose Grooves, bei denen man kaum die Füsse stillhalten kann. In den Soulfly-typischen Trashmetal integriert Mastermind Max Cavalera immer wieder geschickt genrefremde World Music-Klänge oder durchbricht die gewaltige Soundwand mit sphärischen Ambienteinlagen, die sich nahtlos in dieses grossartige Gesamtwerk einfügen. Brecher wie das gewaltige „Arise Again“ oder „Babylon“ machen richtig Freude und wenn nach einer knappen dreiviertel Stunde gegen Ende des vorletzten Tracks plötzlich der Regen fällt und in einen fünften, eher beschaulichen Teil der Soulfly-Saga überleitet, dann stellt sich beim Zuhörer ein Gefühl der Zufriedenheit ein, wie wenn nach einem kräftigen Sommergewitter die Sonne wieder hinter den Wolken hervorschaut. „Dark Ages“ ist ein absolutes Muss für alle, die sich auch nur annähernd für Metal interessieren.